Die Szene
Bald feiert Angelika ihren 70. Geburtstag. Kurz davor treffen sie, ihre Freundin Gabriele, ihr Enkel Leon und ihre Nachbarin Julia in unterschiedlichen Konstellationen und Momenten aufeinander. Schnell wird in den verschiedenen Begegnungen klar, dass alle vier unterschiedliche Gefühle, Perspektiven und Bedürfnisse bezüglich Veränderungen im Stadtteil Anger-Crottendorf haben – nicht zuletzt wegen ihren unterschiedlichen Lebensumständen. Die Grundsteine für einen Konflikt sind gelegt. Dieser eskaliert auf der Geburtstagsfeier im Kleingartenverein endgültig. Alle sind wütend, niemand hört den anderen mehr zu. Als Gabriele gefragt wird, ob sie zur Informationsveranstaltung der Stadt kommen werde, antwortet sie: „Was soll ich da? Wenn ihr euch hier nicht mal zu dritt normal unterhalten könnt und nur anschreit? Nein danke.“
Nach dem spannenden Projekt im Sommer 2022 führten wir 2024 ein weiteres Projekt der Quartiersbühne im Leipziger Osten durch, diesmal jedoch mit Fokus auf Anger-Crottendorf. Die oben beschriebene Szene, die wir dafür entwickelten, war inspiriert von den realen Prozessen der Stadtentwicklung, wie z.B. dem Großprojekt Parkbogen Ost, der geplanten Begrünung und Entsiegelung des Polygraphplatzes, der Renovierung der Karl-Krause-Fabrik und Überlegungen darüber Garagenhöfe für Schulbauzwecke abzureißen.
Was haben wir gemacht:
Es fanden insgesamt vier Veranstaltungen der Quartiersbühne statt, bei denen wir mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kamen. Neben dem Ostwache e.V. waren wir auch zu Gast im Kleingartenverein „Kultur“ und der Trinitatiskirche. Die Szene war bei jedem Termin die gleiche, die Veränderungen auf der Bühne und die Diskussionen, die entstanden, jedoch immer anders.
Mit den Veranstaltungen der Quartiersbühne in Anger-Crottendorf wollten wir einen Raum schaffen, in dem nicht nur mit Argumenten gegeneinander diskutiert wird, sondern Gefühle und Sorgen sichtbar werden, die unter diesen Argumenten liegen. Denn für Emotionen ist in Diskussionen um Stadtentwicklung häufig kein Platz – obwohl diese die Debatten maßgeblich prägen.Eine ausführlichere Reflexion zum Quartiersbühnen Prozess 2024 findet sich hier.
Das Quartiersbühnen-Projekt 2024 war eine Zusammenarbeit zwischen dem Stadt.Raum.Gestalten e.V. und dem Forumtheater Leipzig (FTL) und wurde in Kooperation mit der Stadt Leipzig umgesetzt. Die Maßnahme wurde mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und aus Mitteln des Stadtbezirksbudgets der Stadt Leipzig sowie von der Amadeu-Antonio-Stiftung.