Rückblick 2022

Die Szene

„Auf dem kleinen Park um die Ecke soll gebaut werden. Tilo sucht eine neue Wohnung, aber Ezra verliert durch den Neubau sein Kulturcafé und Frau Poniatowski kommt mit dem Auto nicht mehr zur Arbeit. Und überhaupt, wo sollen die Kinder spielen, wenn der Park zugebaut wird?“

Kommt Ihnen dieses Szenario bekannt vor? Es ist eine fiktive Szene, aber die beschriebene Situation und die fünf Charaktere lehnen sich an Erzählungen aus dem Leipziger Osten an. Es zeigt sich schon: Was die einen für eine richtige Entscheidung halten, führt bei anderen zu Widerstand. Aber zugleich gibt es auch viele Schnittmengen, die womöglich erst auf den zweiten Blick deutlich werden. Mit dem Publikum haben wir genau diese Schwierigkeiten besprochen und gefragt, wie wir die Szene verändern können, um Entscheidungen zu treffen, die möglichst viele Perspektiven aus dem Stadtteil vereinen.

Was wir erreichen wollten:

  • vielfältige Perspektiven auf das Leben im Leipziger Osten hörbar machen,
  • Sorgen, Wünsche und Bedürfnisse bezüglich der erwarteten Veränderungen der Anwohner*innen sichtbar machen,
  • Ein unterhaltendes Format für einen niedrigschwelligen Austausch zwischen Entscheidungstragenden und Anwohnenden entwickeln,
  • Handlungsoptionen für die Zukunft diskutieren,
  • Komplexität von Entscheidungsfindungsprozessen verstehen,
  • Stadtentwicklung intensiv erlebbar machen.

Wir setzten vier verschiedene Abende mit unterschiedlichen Konzepten um. Die Szene war immer gleich. Der anschließende Austausch war aber von verschiedenen methodischen Herangehensweisen geleitet: szenische Interventionen des Publikums, Kleingruppenarbeit und Abstimmungsprozesse. Wegen der unterschiedlichen Zielgruppen der Veranstaltungsorte trafen wir an jedem Ort ein etwas anderes Publikum an.

Was jedoch immer gleich war: die Rückmeldungen zur Idee eines szenenbasierten Dialogs über Themen der Stadtentwicklung. Sie waren äußerst gut und haben uns motiviert, das Projekt Quartiersbühne weiterzuentwickeln!

Eine kurze anonyme Befragung unter allen Teilnehmenden verdeutlichte, dass sich 93% der Beteiligten wünschen, öfter über Theatermethoden zu Themen der Stadtentwicklung ins Gespräch zu kommen.

Positiv genannt wurden: das unterhaltsame, interaktive Format // ins Nachdenken gebracht werden //verschiedene Sichtweisen kennenlernen // die Komplexität von Entscheidungsfindung verstehen // aus der eigenen Blase rauskommen // die spielerische Form der Debattenkultur // Perspektivwechsel // die niedrigschwellige Atmosphäre.

Deutlich wurde, dass wir insbesondere Menschen einbinden konnten, die zum Großteil zuvor noch nie an einer Beteiligungsveranstaltung der Stadtentwicklung teilgenommen hatten. Nur ein Viertel gab an, in dieser Hinsicht Erfahrung zu haben.

Wie bereits erwähnt, war die aufgeführte Szene fiktiv, doch gaben 7 von 10 Besucher*innen an, dass diese ihre eigenen Erfahrungen im Leipziger Osten widerspiegelte.

Das Projekt erhielt Förderungen vom Fonds Soziokultur (Sonderprogramm NEUSTART KULTUR) und vom Stadtbezirksbudget der Stadt Leipzig seitens des Stadtbezirksbeirats Ost. Es wurde mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes und erhielt eine Förderung vom Sächsischen Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung (Förderrichtlinie Bürgerbeteiligung).